+ Bonbonbunt mit Zuckerwatte: SchwarzBlond
Rezension, erschienen in der SZ am 9. Mai 2011
Saarbrücken. Eine bonbonbunte Dosis Hauptstadt-Kitsch landete am Freitag im Theater Leidinger: Das Berliner Duo „SchwarzBlond“ präsentierte mit seinem Varieté-Programm „Schön, aber giftig“ Glamour, Zuckerwatte-Pop und komische Lyrik, kombiniert mit einer schrägen Kostümschau. Am Klavier, als selbst ernannte Schokoladenseite, der Pianist, Komponist und Sänger Benny Hiller. Er beeindruckte mit tätowiertem Oberarm, kajal-feucht glänzenden Augen, musikalischem Können, stattlichem Tonumfang und viel Falsett, aber leider nicht mit Understatement: Seine penetrant zur Schau gestellte „Ich-bin-so-geil“-Haltung, die er hier auch in einem Lied besang, berührte unangenehm.
Mit mehr Ausstrahlung und dem gewissen Niedlichkeitsfaktor punktete die Sonnenseite des Duos, die ehemalige Promi-Modedesignerin Monella Caspar: ein erstaunlich gut konservierter Giulietta-Masina-Typ mit der heliumgetränkten Stimme eines Oskar Matzerath, geschürzter Oberlippe, lustigen Hutkreationen und kokettem Gassengören-Charme.
Ein weiblicher Kobold
Caspar spricht wie eine Mischung aus Brigitte Mira und Ingrid Steeger und beherrscht sämtliche Baby-Doll-Posen; die Diva mochte man diesem weiblichen Kobold jedoch nicht recht abkaufen – ein erfrischend komischer Kontrast zu Hillers Überspanntheit. Beim Publikum kamen die schrillen SchwarzBlonden gut an. Wollte man den beiden etwas raten, dann das: Lasst dieses nervtötende Playback bitte nur dann laufen, wenn Hiller mal grad nicht selbst am Flügel hockt. Der Junge kann Klavier spielen, also was soll das ...? kek